• Frage: Wie hoch würde die Temperatur steigen, wenn wir nichts tuen würden?

    Frage gestellt Max von Heyer am 8 Apr 2022.
    • Foto: Olaf Wolkenhauer

      Olaf Wolkenhauer Beantwortet am 21 Mrz 2022:


      Der Verlauf der Temperatur geht steil nach oben, und schon jetzt werden in Teilen der Welt Temperaturen erreicht bei denen das Hirn zum „Kochen“ kommt. Ab 30 Grad haben viele Menschen in Europe bereits Probleme mit der Hitze den Alltag wie gewohnt zu gestalten, und z.B zu arbeiten. Ab 35 wird es für ältere Menschen lebensgefährlich. Mich interessiert also nicht so sehr die Frage wie weit es noch gehen kann. Wasser kocht ja ab 100 Grad, also wird da irgendwo eine Grenze sein bei der die Menschen aussterben.

    • Foto: Luca Schmidt

      Luca Schmidt Beantwortet am 21 Mrz 2022:


      Die maximale Erderwärmung hängt davon ab, wie sich die Menschheit verhält. Selbst, wenn wir aktiv „nichts gegen den Klimawandel machen“ kann es ja sein, dass wir durch neue Technologien mehr oder weniger CO2 und andere Treibhausgase emittieren (vermutlich eher mehr als weniger, denn viele Länder sind ja gerade erst dabei, einen klimaschädlichen, aber angenehmen Lebensstandard wie den von uns Europäern oder Nordamerikanern anzustreben).

      Um trotzdem eine relativ gute Antwort auf diese Frage zu geben, simulieren Wissenschaftler:innen mit den besten Klimamodellen, die wir aktuell haben, die Zukunft der Erde und nehmen dafür verschiedene Rahmenbedingungen an. Beispielsweise die Rahmenbedingung, dass wir so weitermachen, wie bisher und sich die Länder der Welt so weiterentwickeln, wie man es aktuell erwartet. Dann landen die Modelle, soweit ich weiß, irgendwo zwischen 4 und 8 Grad Celsius durchschnittliche Erwärmung bis zum Jahr 2100.

      Aber wichtig ist hier, dass „durchschnittlich“ in Wirklichkeit bedeutet, dass es sich an manchen Orten noch viel stärker erwärmt und an anderen viel weniger. Und dann gibt es ja auch noch die Jahreszeiten, d.h. im Sommer kommen nochmal einige Grad Erwärmung drauf, die durch einen entsprechend kühleren Winter ausgeglichen werden. Am Ende bedeutet das, dass es an vielen Orten (beispielsweise am Mittelmeer) an sehr vielen Tagen im Jahr so heiß sein würde, dass man dort eigentlich kaum noch vernünftig Leben kann. Also beispielsweise Temperaturen um die 50 Grad Celcius.

    • Foto: Janosch Michaelis

      Janosch Michaelis Beantwortet am 22 Mrz 2022: last edited 23 Mrz 2022 12:59


      Hi,

      eine grobe Abschätzung dazu findet man in den Berichten, die alle paar Jahre vom so genannten Weltklimarat (IPCC) herausgegeben werden. Die Berichte enthalten verschiedene Szenarien, wie die Temperatur weiter ansteigen würde, wenn wir als Menschheit in den kommenden Jahrzehnten soundsoviel an Treibhausgasen in die Atmosphäre emittieren würden. Nach dem schlimmsten Szenario, bei dem man davon ausgeht, dass die Emissionen in dem Jahr 2050 pro Jahr doppelt so hoch sein werden wie im Jahr 2015, würde von einem Temperaturanstieg von etwa 4.7 °C im globalen Mittel bis zum Ende dieses Jahrhunderts ausgehen, verglichen mit den Jahren, wo der Temperaturanstieg des jetzigen Klimawandels in etwa begonnen hat (Jahre 1850-1900). Aber auch bei dem Szenario geht der Weltklimarat davon aus, dass die jährlichen CO2-Emissionen irgendwann im Laufe des Jahrhunderts nicht mehr weiter steigen. Und wir reden dabei nur von dem Temperaturanstieg bis zum Ende dieses Jahrhunderts.
      Nach der Weltklimakonferenz im Herbst letzten Jahres wurden neben den IPCC-Szenarien neue Berechnungen erstellt, bei denen man angenommen hat, dass die Hauptverursacher der Erwärmung den jetzigen Kurs beibehalten. Laut jenen Berechnungen würden wir bei etwa 2.7 °C Temperaturanstieg am Ende des Jahrhunderts landen, auch wieder im Vergleich zu den Jahren 1850-1900. Beide Angaben sind aber auch mit gewissen Unsicherheiten verbunden. Zudem sieht man sehr deutlich, dass auch bei dem jetzt eingeschlagenen Kurs (seit dem „Pariser Klimaabkommen“ in 2015 hat sich ja immerhin ein bisschen was in Sachen Klimapolitk getan) man weit entfernt von einer maximalen Erwärmung „weit unter 2 °C“, geschweige denn bei 1.5 °C bis zum Ende des Jahrhunderts wäre.

      Wenn dich oder euch die Thematik noch mehr interessiert, sind hier die beiden Quellen angeben, aus denen ich die Angaben habe (auf Englisch):

      https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/report/IPCC_AR6_WGI_SPM_final.pdf

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      Zum Abschluss sei noch hervorgehoben, dass diese Temperaturanstiege alles über die gesamte Erde gemittelte Werte sind. Man sieht aber derzeit schon, dass sich bestimmte Regionen auf der Erde deutlich schneller und stärker erwärmen als andere, z.B. die Landflächen mehr als die Ozeane, aber vor allem die hohen Breiten (Nordpol- und Südpol) mehr als die Tropen. 4.7 °C Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts weltweit würden dann z.B. mehr als 7 °C Temperaturanstieg in der Arktis bedeuten – auch wieder auf ein Jahr gemittelt. Das bringt natürlich leider drastische Veränderungen in Ökosystem mit sich.
      Für Deutschland ist im letzten Jahr eine Analyse erschienen, in denen drei Szenarien des IPCC genommen wurden und die zu erwartenden Temperaturanstiege auf der Ebene von Landkreisen und Städten daraus abgeschätzt wurden. Da kann man einen guten Überblick bekommen, wie stark es sich bei dir oder euch quasi vor der Haustür in den kommenden Jahrzehnten erwärmen wird, je nachdem wieviel die Menschheit gegen die Klimawandel tun wird:

      https://www.gerics.de/products_and_publications/fact_sheets/landkreise/index.php.de

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